Die Umweltorganisation Legambiente hat der Stadtverwaltung von Triest eine „Bandiera Nera“ verliehen. Diese schwarze Flagge steht für Umweltverstöße und Fehlentwicklungen in alpinen Regionen. Der Anlass: das Projekt einer Seilbahn von Triest über den Porto Vecchio bis zum Karst-Plateau. Es handelt sich um eines von drei Negativbeispielen aus der Region Friaul-Julisch Venetien (FVG), die im Rahmen der „Carovana delle Alpi“ ausgezeichnet wurden. Die Proteste gegen Seilbahn in Triest erreichen damit einen neuen Höhepunkt.
Legambiente bewertet die Alpenregionen
Jährlich bewertet Legambiente den Zustand der Alpenregionen in Italien. Besonders hervorgehoben werden positive Projekte mit der grünen Flagge. Negative Entwicklungen erhalten hingegen die schwarze Flagge. In diesem Jahr wurden in der Region FVG vier grüne und drei schwarze Flaggen vergeben.
Kostenrahmen unrealistisch
Im Fall Triest kritisiert Legambiente vor allem die Art und Weise, wie das Seilbahnprojekt geplant und vorangetrieben wurde. Die Finanzierung sei üppig, aber schlecht begründet. Der geschätzte Kostenrahmen von 61 Millionen Euro sei unrealistisch. Nach Ansicht von Experten wird er wahrscheinlich deutlich überschritten. Zudem fehle eine fundierte Umweltverträglichkeitsprüfung. Besonders betroffen sei das Schutzgebiet Bosco Bovedo, das ökologisch einzigartig ist. Dort wachsen Eichenarten, die in dieser Form nur gemeinsam mit mediterraner Vegetation vorkommen – ein in Europa einmaliges Phänomen.
Bürgermeister sei nicht offen für Kritik
Auch formale Planungsprozesse seien nicht eingehalten worden. Die Entscheidungen der Stadtverwaltung seien hastig getroffen worden. Der Umgangston von Bürgermeister Roberto Dipiazza und seinen Kollegen sei oft hart und wenig offen für Kritik. Das habe zu Protesten geführt – von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden.
Wenig bekannt ist, dass auch der Karst, der Triest umgibt, Teil des alpinen Systems ist. Laut der offiziellen Alpen-Einteilung von 1926 gehört dieses Gebiet zu den Alpen. Triest gilt daher geographisch als teilweise bergig.
Die schwarze Flagge für die Seilbahn ist ein deutliches Signal. Legambiente fordert einen Stopp des Projekts und einen offenen Dialog über nachhaltige Stadtentwicklung. Ist ein umstrittenes Großprojekt wirklich der richtige Weg für die Zukunft von Triest?